Freitag, 1. November 2013

Digitale Immigranten im Apfelland

Dass die Schweiz mit dem hohen Wohlstand einen guten Nährboden für kalifornische Äpfel bietet, dürfte hinreichend bekannt sein. Zwar sättigen immer mehr Konsumenten ihren Hunger nach den neusten digitalen Leckereien mit Produkten aus Asien oder dem hohen Norden, doch trotzdem scheinen die Äpfel immer noch gut zu schmecken - auch wenn sie vielleicht mittlerweile ein bisschen mehlig geworden sind. 

Vermehrt stellen sich auch ältere Menschen ein Tablett auf ihren Tisch und konsumieren genüsslich das Worldwide Web. Sie werden digital Immigrants genannt und leisten den digital Natives Gesellschaft. Es ist ja genug für alle da und Konsum bedeutet Wachstum und damit eine Vergrößerung des Wohlstandes. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Mahlzeit gemeinsam an einem Esstisch eingenommen wurde, die moderne Familie ist Multitasking-fähig und kombiniert Telekommunikation, Internet und TV - am liebsten synchron.



Ob diese Entwicklung allen Menschen schmeckt, kann ich nicht sagen. Bei mir hinterlässt sie jedenfalls einen schalen Nachgeschmack und ein einsetzendes Gefühl der Übersättigung. Wo bleibt der Genuss, wenn man seinen Hunger jederzeit stillen kann? Ich sage nicht, dass ich mich nicht auch gelegentlich dieser Völlerei hingebe, aber ich habe mir in letzter Zeit vermehrt überlegt, ob diese Abhängigkeit nicht schon unangemessen ist.

Meine Eltern haben mir gelernt, dass ich auch mal auf etwas verzichten muss und man manchmal mit weniger glücklicher ist. Ich denke sie haben Recht damit...

Ich gebe zu, dass der oben stehende Text ein Wenig überspitzt ist und vielleicht nicht weit genug greift. Die Aussage mit den "mehligen Äpfeln" ist zum Beispiel eher subjektiv und ich meine damit, dass auch Apple mal wieder eine bahnbrechende Innovation benötigt, um die Vormachtstellung zu halten und das Image des Pioniers aufrecht zu erhalten. Schlussendlich lebt der Brand ja quasi davon.

Weiterhin greift die Unterteilung der User in digital Immigrants und Natives sicherlich nicht weit genug, wie schon im Kontaktunterricht vom 01.11.2013 mehr oder weniger klar wurde. Für mich ist klar, dass die Grenzen sich verschieben können und die Definition damit einer stetigen Evolution ausgesetzt ist. Man muss beachten, aus welchem Umfeld die User kommen und in welchem Ausmass sie von der Digitalisierung betroffen sind.

Mein Vater (Jahrgang 1950) hat zum Beispiel grosse Mühe mit dem Verständnis der Funktionsweise eines Computers. Für ihn ist es kaum mehr als ein technisches Instrument. Wenn man ihn nun mit unserem Dozenten Bruno Bucher (Jahrgang 1955) vergleicht, sind Welten dazwischen. Bruno Bucher befasst sich seit geraumer Zeit mit der Digitalisierung und versteht mehr von der Thematik als so manche Personen, die damit aufgewachsen sind. Damit ist es für mich unhaltbar, beide Menschen als "Immigranten" zu bezeichnen, nur weil sie nicht damit aufgewachsen sind. Eine Projektion eines Stereotyps sollte also nur mit gebührender Sorgfalt und in einem angemessenen Rahmen erfolgen.

Zu meiner eher subjektiven Wertung des Overloads an Informationen und des Konsumverhaltens der heutigen Zeit kann euch den Blog von Sarah Wyss wärmstens empfehlen. Sie schreibt dort nämlich über die Angst etwas zu verpassen (FOMO = Fear of missing out) und liefert vertiefte Einblicke zu einer Thematik, die meinem subjektiven Eindruck zumindest teilweise Rechnung trägt. Die restlichen Äusserungen, die sich damit nicht erklären lassen, sind wie gesagt subjektiver Natur und sollen lediglich als kleiner Denkanstoss dienen. Gerne dürft ihr auch mitteilen, was ihr von dem Ganzen haltet.

Zum Schluss möchte ich euch noch auf ein Video aufmerksam machen, dass nur begrenzt mit diesem Blogpost zu tun hat, aber meines Erachtens sehr unterhaltsam ist - Und das ist ja manchmal auch wichtig. In dem Sinne wünsche ich allen meinen Lesern ein schönes Wochenende.

So long,
Silvano


2 Kommentare:

  1. Hallo Silvano! Spannende Gedankengänge, die du da mit uns teilst! Auch ich habe mir nach der letzten Vorlesung Gedanken zu den Definitionen der verschiedenen User-Gruppen gemacht. Aus meiner Sicht sind die bestehenden Definitionen nicht abschliessend (das hast du ja auch schön anhand deines Beispiels aufgezeigt). Schlussendlich könnte man duzende solcher Unterkategorien festlegen...

    AntwortenLöschen
  2. Ich denke, dass das im Einzelfall und je nach Abgrenzung der zuständigen Marketeers geschehen sollte und nicht zu sehr generalisiert werden sollte. Wahrscheinlich gäbe es neben Digital Immigrants, Silver Surfers, etc. noch zahlreiche solche Kategorien. Wie so manche Definitionen können auch diese "gesucht" sein.

    AntwortenLöschen