Montag, 23. Dezember 2013

Mirror mirror on the wall

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Ich wende mich ein letztes mal über diesen Blog an euch. Heute geht es darum, was ich alles gelernt habe. Wenn ihr nun findet, dass ihr eure Zeit sinnvoller verbringen möchtet, dann rate ich euch, jetzt mit dem Lesen aufzuhören und etwas mit eurer wertvollen Freizeit zu machen, was euch Spass macht. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei jedem Bedanken, der meinen Blog verfolgt hat und in irgendeiner Form mit mir agiert hat.

Ich habe beim Verfassen dieses Blogs gelernt, einen anderen Blickwinkel auf das Internet und die sozialen Netzwerke einzunehmen und nicht alles einfach als selbstverständlich anzusehen. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten des digitalen Marketings hat mir geholfen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie Menschen im Internet agieren. Durch die Blogs der Mitstudierenden kam ich ausserdem an manch ein Thema, dass ich aus Eigeninteresse nicht verfolgt hätte.

Mir ist aber durchaus bewusst, dass ich nur an der Oberfläche gekratzt habe. Es gibt weder ein generelles Erfolgsrezept, noch gibt es einen Punkt, wo man sagen kann, dass man alles weiss. Die Anzusprechenden Konsumenten gewinnen laufend an macht und bestimmen (mit), welche Inhalte sie in der digitalen Welt interessieren. Dadurch wachsen die Anforderungen an erfolgreiches Marketing laufend. Wer einen Weg findet, richtig zuzuhören und professionell mit den Stimmen der Nutzer umzugehen, kann sich von der Konkurrenz differenzieren. Aber auch Kreativität und Mut wird von der Community oft honoriert.

Das Wichtigste für mich sind aber nicht fachliche Erkenntnisse. Das Verfassen dieser Posts hat mich auch viel über mich selbst gelernt. Ich musste beispielsweise lernen, ein Thema von dem ich mich betroffen fühle, aus der Distanz mit einem möglichst sachlichen Blick anzusehen. Ich habe auch gemerkt, dass mir das Schreiben Spass macht. Auch wenn dies mein letzter Post für diesen Blog ist, wird das nicht mein letzter Blog sein - vorausgesetzt ich habe was zu sagen, was nicht nur mich alleine interessiert.

Ich wünsche allen frohe Festtage und alles Gute

So long,
Silvano

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Re-P(l)ayability - Das grosse Geld mit kleinen Transaktionen

"Kaufe Gold für die Nutzung im Spiel, um neue Hinrichtungen zu erwerben".

Würde mich interessieren, was die Eltern von heute zu diesem Satz sagen würden... Es handelt sich bei diesem Beispiel um eine Mikrotransaktion, einer Form der In-App-Käufe. Was bei kostenloser Software, wie sie in Form von Apps auf Smartphones und Tablets oft anzutreffen ist, schon fast nicht mehr wegzudenken ist, hält zunehmend auch bei Applikationen, die zum "Vollpreis" erworben werden Einzug. 

Man könnte Mikrotransaktionen als Reaktionen auf die Softwarepiraterie, die der Industrie seit jeher schadet, ansehen. Auch Free-2-Play wird immer wie populärer. Dieses Modell hat den Vorteil, dass die Einstiegsbarrieren für potenzielle Nutzer der Software wesentlich geringer ausfallen. Der kostenlose Teil der Software umfasst jedoch oft nicht mehr als eine "Demoversion" und muss durch In-App-Käufe erweitert werden. Neue Fahrzeuge, Levels, Kostüme, Fähigkeiten und Funktionen gibt es dann nur gegen Echtgeld oder wenn man bereit ist, unverhältnismäßig viele Stunden in die Applikation zu investieren.

Die ständige Repetition von gewissen Vorgängen zur Steigerung des eigenen Punktekontos und zur Freispielung von neuen Inhalten wird im Gaming auch "Grinding" genannt. Dass das oftmals nicht besonders motivierend ist, liegt auf der Hand. Besonders wenn dieser "Grinding"-Prozess quasi absichtlich verlängert wird, damit sich die Nutzer doch dazu entscheiden, kleine Summen in das vorzeitige Weiterkommen zu investieren. 



Sind Mikrotransaktionen die Retter für die Industrie oder doch eher besonders fette Cashcows, die nur darauf warten, gemolken zu werden? "Die Nachfrage bestimmt das Angebot" oder "Wer nicht will, der muss ja nicht" - So könnte die Argumentation von den Befürwortern der kleinen In-App-Transaktionen gegen Echtgeld sein. Das leuchtet auch ein. Ich habe aber doch einige Einwände dagegen:

Erstens: Die Programmierer von jeglicher Software können sich schnell dazu verleitet fühlen, die Mikrotransaktionen dadurch attraktiver zu machen, dass (gefühlt) fast unendlich Zeit dazu verwendet werden muss, um die gewünschten Inhalte freizuschalten. "Grinding" ist nicht motivierend. 

Zweitens: Wo ist der Lerneffekt oder der Reiz, wenn man einfach alles kaufen kann? Spiele werden häufig von Kindern gespielt und erfüllen damit einen wichtigen Beitrag für die Charakterbildung eines Menschen. Man lernt dabei zum Beispiel, an ein Problem auf verschiedene Weisen heranzugehen, um es spielerisch zu lösen. Auch Geduld und Beständigkeit werden auf die Probe gestellt. Wenn man sich die Lösung einfach kaufen kann, geht dieser Lerneffekt unter Umständen verloren. 

Drittens: Heute wird zunehmend online gegeneinander gespielt. Die Tatsächlichen Fähigkeiten der dort vertretenen Probanden sollte nicht durch ihre Finanzkraft oder Zahlungsbereitschaft verwässert werden. Denn das würde dafür sorgen, dass sich Frust und Missgunst breit machen könnte. Und dies kann das Erlebnis wesentlich beeinträchtigen.

Viertens: Die Glaubwürdigkeit der Software-Studios kann darunter leiden. Allgemein werden in App-Käufe nicht allzu gerne gesehen bei Spielern. Je mehr von diesen In-App-Käufen vorhanden sind, desto eher wird der Eindruck erweckt, dass man gar kein Fertiges Produkt erhält. Das mag bei Gratisapps noch relativ harmlos erscheinen. Wenn man für die Software zwischen 70 und 90 Schweizerfranken ausgibt, möchte man nicht ständig darauf hingewiesen werden, dass man ja gar nicht das ganze Spiel erworben hat.

Sony-Aushängeschild Shuhei Yoshida meint dazu: "Mikrotransaktionen sind an sich keine schlimme Sache, die können nur zu einem Problem werden, wenn das Spieldesign komplett darauf ausgelegt ist" (Gamepro.de).

Mein persönliches Fazit ist: Wie fast überall entscheidet das richtige Mass. Wenn sich die Vorteile der Mikrotransaktionen in einem vernünftigen Rahmen bewegen, können diese unter Umständen auch gerechtfertigt sein. Wenn sie aber zwangsläufig nötig werden, um überhaupt das ganze Erlebnis zu erfahren, ohne einen unverhältnismässigen Aufwand zu betreiben, befürworte ich diesen neuen Trend nicht.

So long,
Silvano